Cats & Dogs
03.09.–03.10.2022, Do | Fr 16-19 Uhr
Eröffnung: 02.09.2022, 18 Uhr
Homepage/Info KünstlerInnen: Anna Hofmann & Andreas Steinbrecher
Blicke und Grenzen: Die Hunde und Katzen von Anna Hofmann und Andreas Steinbrecher Dora Cohnen.
In der Ausstellung „Cats and Dogs“ eröffnen Anna Hofmann und Andreas Steinbrecher einen Blick auf eine geladene Dichotomie: Hofmann widmet sich in ihren Arbeiten den vielfältigen Leben von Hunden und Steinbrecher erkundet in seinen Malereien die Form und Aura der Katze. Im Ausstellungsraum wird der Mensch als Betrachter*in der Abbilder von Tieren virtuell Teil einer Begegnung zugleich unterschiedlicher und fantastischer Spezien. Fragen zur komplexen Beziehung zwischen Mensch und Tier werden durch die beiden mit unterschiedlichen Symboliken aufgeladenen Tierarten, die die Künstler*innen mit unterschiedlichen Materialien und Methoden bearbeiten, behandelt.
In Anna Hofmanns Bildern hängen Hündchen halb bewusstlos an der Bar herum, sitzen auf der Parkbank, tragen Crocs im Supermarkt, haben Tattoos, und beobachten Fische in einem Teich. Die sanften Kulleraugen, gezeichnet mit dem weichen Strahl einer Air-Brush-Pistole blicken dich an, blicken sich im Spiegel an, beäugen die Reflektion der Wasseröberfläche, zwinkern dem Teufel auf der Bank zu, schließen sich. Anna Hofmann zähmt das aggressiv aussehende, widersträubige und ambivalente Instrument, mit dem industriell und großflächig lackiert werden kann oder Tattoos am Strand auf Kinderarme aufgetragen werden, und zieht damit fragile Linien. Die gesprühten Konturen erwecken Hunde zum Leben: komische und lustige Hunde, tragische Hunde und Hunde, die dir etwas über dich erzählen. Mit Gips werden manche Elemente der Bilder vergrößert und im Raum verteilt, als wären ihre Ausstellungen auch für die Protagonist*innen der Bilder selbst oder als könnte man in ihre Welt eintreten und sich als Besucher*innen in sie verwandeln.
Der traurige Hundeblick ist symptomatisch: Trauriges und Freudiges, Niedliches und Groteskes findet gemeinsam in den Zeichnungen Platz. Die Bilder, deren Farbflächen sanft ineinander verschwimmen, sprechen von Hofmanns tiefer Empathie mit Tieren. Sie erinnern an alte Cartoons und Animationen für Kinder, die oft brutaler sind, als ihre Farbigkeit und Ästhetik vermuten lassen. Auch Hofmann benutzt ihre Stilmittel, um die viel härtere Welt zu beschreiben: die Welt der Erwachsenen. Konsummittel wie Schokoladen, Alkohol und Zigaretten wiederholen sich und zeichnen Bilder von Sucht und Abhängigkeit – eine Eigenschaft, die „treudoofen“ Hunden oft zugeschrieben wird. Sie ist nah an der Erzählung, am Leben und den diversen Charaktern der Hunde, sympathisiert mit ihnen, fühlt sich ein und lässt die Betrachter*innen teilhaben. Wir erhalten Einblicke in eine eigenartige Hundewelt, voller Sonderbarkeiten.
Die in klassischer, malerischer Tradition aufgetragenen Ölschichten auf Leinen zeigen großformatige Katzenmotive. In der Wiederholung des Motivs entwickelt Steinbrecher eine eigene Formensprache. Die Figur der Katze wird ikonenhaft, aufgeladen mit Symbolik. Sie bildet eine grafische Projektionsfläche für einen Blick auf eine Welt, der die Katze mit Witz und Überlegenheit begegnet. Der Kopf der Katze, zum Teil zur Silhouette reduziert und stilisiert, wird mit leuchtenden Augen versehen, in stechendem Farbkontrast, und mit scharf und penibel umzeichneten Pupillen. Der Blick des Betrachters bleibt an der Oberfläche der Leinwände von Steinbrecher hängen und bei den klaren Trennungen der Formen des Bilds, die nur die Katze als Grenzgängerin brechen kann. Sie kann die Farb- und Helligkeitskontraste durchdringen, sich in der Welt der Katzen und Menschen bei Tag und Nacht bewegen – was sie nur zu gut weiß. Inspiriert von japanischen Holzschnitten und Mythologien, wird auch in den deutlichen Umrissen der Katzen von Andreas Steinbrecher etwas geisterhaftes spürbar. Katzen können verschwinden, unsichtbar werden. Ohne Spuren zu hinterlassen, wählen sie mysteriöse Wege und leben für Menschen nicht nachvollziehbare Abenteuer.
In Steinbrechers Leinwände sind sie in jenem Augenblick gebannt, in dem ihr Witz und ihre Überlegenheit funkelt und ihre Eigenschaften offenbart werden, kurz bevor sie dem*der Betrachter*in wieder entrinnen. Ein Stacheldrahtzaun kann die klaren Formen und Linien der Kompositionen brechen. Gefährlich nah befindet sich das Metall an dem weichen Katzenkörper und evoziert Schmerz und Gefahr. Aggressives und Niedliches berühren sich fast; das Überschreiten von Grenzen wird durch das Anschneiden der Figuren am begrenzenden Format der Leinwand aufgegriffen. Mehr als die Geschichte und das Individuum der Katze an sich, ist Andreas Steinbrecher an der Form der Katze interessiert und die Eigenschaften, die diese bewohnen. Die Blicke der Katze schauen tief in die Seele.
Man selbst kann einen Schritt vor machen, doch die Katze weicht nicht aus, und bleibt dem Menschlichen erhaben. Ihre Gestalt ist nicht dechiffrierbar und steht für das Mysteriöse, das was noch zu erkunden ist, der Weg, den sie hinter sich lässt. Sie sagt: „Schau mich an, aber komm nicht näher.“ Vordergrund und Mittelgrund des Gemäldes bilden eine Einheit und Barriere und trennen die tierische Überlegenheit vom Menschlichen.